Nachdem ich die Bücher von „Die Tribute von Panem“ gelesen habe, hatte ich das Gefühl, als bräuchte ich unbedingt Nachschub, der meinen Bücherdurst stillen würde. Dabei stieß ich ziemlich schnell auf die Bücher von Veronica Roth. Schon früher hörte ich etwas davon, ich glaube der erste Teil war auch schon ziemlich lange raus, aber ehrlich gesagt sprach mich die Geschichte beim Lesen des Klappentext nicht so sehr an. Ich weiß auch nicht genau wieso, aber ich dachte irgendwie, dass es mehr um etwas Übernatürliches geht. Da hatte ich wohl etwas falsch verstanden. Wenn ich gleich gewusst hätte, dass es ein gesellschaftskritisches Buch ist, ähnlich wie „Die Tribute von Panem“, hätte ich es möglicherweise schon früher gelesen.
Auch wenn die Handlungen im Grunde unterschiedlich sind, finde ich trotzdem, dass die Bücher sehr viele Parallelen zu den Panem-Büchern haben. Vielleicht waren sie deshalb auch bei vielen Personen so ansprechend, die davor diese Bücher schon gelesen haben. Wie eben schon erwähnt, wird hier ein neues Gesellschaftssystem vorgestellt (welches ebenfalls nach einem langen Krieg eingeführt wurde), womit die Leute angeblich besser miteinander leben können und das dann, ab dem ersten Buch, zusammenbricht.
Das System ist auf den ersten Blick relativ simpel. Nachdem der Krieg beendet wurde, wollte man verhindern, dass dies jemals wieder passiert. Daher überlegte man sich, welche Charaktereigenschaften dazu führen, dass die Leute nicht mehr in Harmonie zusammen leben können und wollen. Fünf Eigenschaften gingen dabei hervor und fünf verschiedene Fraktionen bildeten sich, die ihrer persönlichen „Schuld“-Eigenschaft entgegenwirken möchten.
Unehrlichkeit – Die Candor sagen immer und überall die Wahrheit und sind ehrlich. Sie denken, der Krieg wurde durch Lügen und Intriegen ausgelöst.
Unwissenheit – Die Ken sind davon überzeugt, dass keine Gefahr für Krieg besteht, wenn die Leute über genug Wissen verfügen und geben der Dummheit und Unwissenheit die Schuld.
Zorn – Die Amite sagen, dass Krieg nur besteht, wenn die Leute nicht nett zueinander sind, sich nur streiten und ihren Zorn verbreiten. Deshalb haben die sich der Harmonie verschrieben und lehnen Streit und Hass ab.
Eigennutz – Die Altruan machen Selbstüchtigkeit und Eigennutz für den Krieg verantwortlich. Sie wollen niemals an sich denken, sondern immer nur den anderen Helfen, da ihrer Meinung Selbstlosigkeit der Schlüssel zum Frieden ist.
Feigheit – Die Ferox glauben daran, dass man nur durch Mut auch Schutz für die Stadt sichern kann und lehnen es ab, Angst zu haben.
Beatrice, die Hauptfigur der Romane, lebt zuerst bei den Altruan, entscheidet sich dann aber zu den Ferox zu wechseln (alle 16 Jährigen dürfen sich bei einer Zeremonie dann schließlich ihre Fraktion selbst aussuchen). Schnell merkt sie jedoch, dass sie auch nicht zu 100% zu den Ferox gehört, sondern von vielen Fraktionen etwas in ihr steckt. Sie ist eine Unbestimmte. Sehr schnell merkt sie, dass sie diese Erkenntnis lieber für sich behalten sollte, da es nicht sehr sicher ist, wenn man nicht in das System passt.
Der erste Teil ist ganz interessant aufgebaut, aber ich muss ehrlich sagen, dass er mich noch nicht so fesselte. Das passierte eher am Ende, woraufhin ich mich dann auch entschied, weiterzulesen. Die späteren Teile waren für mich dagegen umso spannender. Dennoch fand ich die Idee dieses Systems faszinierend, dass man wirklich so in Harmonie leben kann? Wenn jeder seine Rolle kennt und weiß wohin er gehört? Doch kann man das überhaupt immer sicher wissen? Die Menschen sind doch nun mal fassettenreich und zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften aus. Kann man sich da wirklich nur einem Lebenstil verschreiben? Und was passiert, wenn man sich eben nicht einordnen und an das System anpassen kann? Ist dies wirklich die ultimative Lösung für einen immerwährenden Frieden?
Was mir besonders gefiel, waren die Einblicke in die verschiedenen Fraktionen. Es war wie ein Puzzle, das immer mehr zusammengefügt wurde. [SPOILER] Da das System, wie es besteht, am Ende des ersten Teils zusammenbricht, hat die Autorin durch den weiteren Verlauf die Möglichkeit gegeben, Tris auch in andere Fraktionen gehen zu lassen und damit viel mehr hinter die Kulissen schauen zu lassen. Ich sage nur: Bei den Amite das Fröhlichkeitsserum, dass sie in das Brot mischen..
Was bestimmt vielen nicht so sehr gefallen hat – mir übrigens auch nicht – war die Tatsache, dass Roth dem Leser keine Möglichkeit gibt, Sympathien für bestimmte Figuren im Buch aufzubauen. Immer wenn man sich an sie gewöhnt, werden sie meistens auch schon wieder rausgeschrieben. In einem Interview meinte sie dazu, dass sie nicht möchte, dass man sich zu sehr mit den Figuren identifiziert. Sie will lieber, dass man eine neutrale Haltung zu ihnen hat. Na ja.. jeder wie er meint.
Ab dem zweiten Teil fand ich ehrlich gesagt dann Tris und ihre Handlungen sehr nervig und anstrengend. Bei Tribute von Panem war das ja auch schon so, dass ich mich irgendwann sehr über Katniss aufregen konnte und das ist bei Tris ab dem zweiten Teil genauso. Sie macht halt sehr viele sinnlose und unverständliche Sachen, da sie denkt, dass es keinen anderen Ausweg gibt, obwohl ich glaube, dass jeder mit etwas Menschenverstand das anders sehen würde. Daher fand ich es persönlich enspannter, als im dritten Teil aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wurde und man nicht nur permanent Tris Handlungen vor sich hatte. Ich hatte ja von vielen gehört, dass sie das mit den zwei Perspektiven bzw. den dritten Teil überhaupt nicht gut fanden, was ich so überhaupt nicht unterschreiben kann. Mir hat der dritte Teil sehr gut gefallen, da er meiner Meinung nach vom Inhalt und auch vom Aufbau sehr interessant gestaltet wurde.
Gut gefiel mir die Unvorhersehbarkeit in allen Teilen. Klar, es gibt eine gewisse Grundstruktur, die einem irgendwie schon klar ist, dennoch schafft sie es, sehr viel passieren zu lassen, was man jetzt nicht unbedingt hat kommen sehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es teilweise wirklich Sachen sind, die jetzt seeeehr weit ergeholt sind, an die man einfach nicht gedacht hatte, weil man wirklich überhaupt keinen Zusammenhang sah. Zumindest ging es mir so, vielleicht bin ich ja auch einfach nicht so gut im Kombinieren.
[SPOILER] Ehrlich gesagt war ich im ersten Teil suuuper genervt von der Liebesgeschichte zwischen Tris und Tobias. Sie war einfach so perfekt, so ohne Ecken und Kanten. Zwei Seelenverwandte haben sich gefunden und leben bis an ihr Lebensende glücklich zusammen. So kam es mir zumindest vor. Ich habe mich daher schon gefreut, dass es ab dem zweiten Teil dann auch mal ein paar Spannungen gegeben hat. Irgendwie ging mir im ersten Teil das alles viel zu schnell und diese ganze Liebesgeschichte wirkte viel zu utopisch, da sie so rundum perfekt war. Im zweiten Teil konnte man sich dann eher mit den beiden identifizieren, da man schon sah, dass sie nun doch nicht immer einer Meinung waren und man auch sehen konnte, dass sie beide nur Menschen waren, mit Problem die es zu lösen galt.
Das Buch regt sehr dazu an, darüber nachzudenken, ob es überhaupt eine perfekte Gesellschaft oder den perfekten Menschen geben kann oder ob es nicht gerade besser ist, dass wir alle unsere Ecken und Kanten haben. Ist das dann die Lösung, wenn alle einfach perfekt sind? Kann das funktionieren? Und was bedeutet das überhaupt, unperfekt zu sein? Ist man dann falsch und minderwertig? Ich glaube nicht, dass es möglich ist, ein perfekte Gesellschaft zu erschaffen. Einfach aus dem Grund, weil wir alle unterschiedlich sind alle unterschiedliche Ziele verfolgen. Aber wenn das nicht so wäre, würden wir wohl auch unser Vielfalt und Individualität verlieren. Wollen wir das?
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leser nicht sehr erfreut waren, über das Ende der Bücher, bzw. über eine Sache, die dort passiert. Ich dagegen, fand es sehr gut, weil es wirklich realistisch war. Dadurch, dass sowieso so viel passiert, wo man denkt: Ja gut, das passiert nur in Büchern, aber wirklich realistisch ist es nicht, fand ich, wurde hier einmal wirklich dagegen gewirkt. Sonst hätte man zwar einen runden, aber auch sehr unglaubwirklichen Abschluss gehabt.
Mein Fazit ist also, es ist ein empfehlenswertes Buch. Es zeigt eine Form einer möglichen Gesellschaft auf, mit all ihren Bedingungen und daraus folgenden Konsequenzen. Wenn ihr es lest, werdet ihr auf jeden Fall nicht enttäuscht. Es ist vielleicht nicht der höchte literarischste Text, der Schreibstil ist sehr einfach, aber der Inhalt ist trotzdem spannend und fesselnd.
Ich hoffe ich habe nicht zu viel verraten mit diesem Artikel. Öfter schreiben mir Leute Kommentare unter diese Posts, dass sie es doof finden, dass ich dieses und jenes schon vom Buch verraten oder etwas so und so dargestellt habe. Gerade bei Büchern, die den Leuten emotional viel bedeuten.
Bitte bedenkt, dass es nicht einfach ist, seine Meinung über ein Buch zu schreiben, ohne etwas dabei vom Inhalt zu erzählen, aber trotzdem Lust auf das Buch zu machen. Daher sind das meine selbstgewählten Grenzen, wo ich persönlich denke, dass ich damit den Leuten noch nicht die Geschichte vor weg genommen habe. Das muss aber nicht zwangsläufig auch eure Meinung sein..
Eure Laura
5 Kommentare
Fenna
3. November 2014 um 22:26Dein Blog ist so schön! Vor allem deine Bilder. Hast du zufällig Instagram?
Habe gerade den Adventskalender aus Streichholzschachteln für meinen Freund nachgebastelt, super tolle Idee 🙂
Leeri
24. Oktober 2014 um 22:25Ich habe bisher nur das erste gelesen, und muss mal weiterlesen. Ich fand das Buch okay, nicht mehr und nicht weniger, zum Ende hin wurde es besser, am Anfang fand ich es relativ langweilig mit den ganzen Zweifeln, wo Tris nun hingehört und so. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Aber so richtig kann ich den Hype nicht nachvollziehen, zudem erinnert es doch zu sehr an die Tribute von Panem.
Sabine
24. Oktober 2014 um 22:24Das finde ich jetzt mal sowas von interessant. Ich habe mir den Review zur Trilogie nämlich verkniffen, weil ich festgestellt habe, dass ich zu 2 & 3 hauptsächlich Schlechtes zu sagen hätte.
Ich fand den ersten auch nicht brilliant – aber die Idee hat gestimmt. Es war ein bisschen Wischiwaschi, ein bisschen Blabla, wie du auch sagst. Aber Nummer 2 und 3 fand ich in dieser Hinsicht noch viel schlimmer. Ich hatte den Eindruck, die Autorin weiß selbst nicht, was sie will und wie sie die Handlungen der Charaktere begründen soll. In 3 dann plötzlich „UPS, die Protagonistin kann nicht überall dabei sein, was mache ich denn jetzt – ah, ich führe halt eine zweite Perspektive ein“ Äh, nee. Sowas überlege ich mir, bevor ich anfange, eine Buchreihe in der ersten Person zu schreiben. Ging für mich gar nicht und zeugt meiner Meinung nach von Unentschiedenheit/mangelnder Professionalität.
Ich stimme dir zwar zu, dass das Ende gar nicht mal so schlecht war – eben anders als sonst. Aber bei einem Moment bezüglich dieses Vorfalls hat die Autorin für mich als Atheistin dann trotzdem den Vogel abgeschossen. BAH!
Also ich muss sagen, dass ich hoffe, dass die Filme es rausholen – ich fand schon den ersten Film besser erzählt als das Buch. Und alleine wegen Four – ähm, sorry, im Buch ist er hässlich und stinkt halt einfach mal STÄNDIG nach Schweiß (ok, ist wohl normal bei einer Revolution, aber wiesooo muss sie es uns jedes Mal erzählen? :D) – und ist später teilweise einfach zu weich und fast genauso nervig wie Tris. Fand ich zumindest.
frl. wunderbar
24. Oktober 2014 um 22:24Ich habe Teil 1 und Teil 2 auch gelesen 🙂 Teil 3 wartet noch in meiner Merkliste (lese ja über eine Onlinebibliothek). Allerdings muss ich sagen, dass mir der 1. Teil besser gefallen hat. Der 2. Teil war mir oft zu verstrickt… deswegen hab ich vielleicht auch noch nicht den 3. Teil in Angriff genommen.
Lisa K
24. Oktober 2014 um 22:24Ich mochte die Bücher alle.
Ich fand auch den ersten Teil gut, ich mag es wenn man in die Welt eintauchen kann und möglichst lange alles beschrieben wird. War auch bei den Tributen so – weswegen ich den Film auch nicht so mochte, denn da fehlt genau das.
Ich muss Charaktere in einem Buch nicht mögen, sie dürfen mich aber nicht nerven. Das war bei Tris zwar irgendwann auch der Fall, aber es ging 😉
Ich mochte das Ende auch wie du geschrieben hast es ist irgendwie realistisch.
Ich muss auch gestehen, mir it nicht mehr allzuviel von der Geschichte in Erinnerung, ich möchte unbedingt alle nochmal lesen. 🙂