Ach Harry… Ich würde schon von mir selber behaupten, ein ziemlich großer Harry Potter-Fan zu sein. Natürlich habe ich alle Bücher gelesen und alle Filme geschaut. Dieses Jahr hatte ich dann auch endlich die Harry Potter-Studios in London besucht und mir damit einen kleinen Traum erfüllt. Ich denke, gerade für meine Generation ist Harry Potter etwas ganz Besonderes, weil wir mit dem Zauberer und seinen zwei besten Freunden aufgewachsen sind.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass ich in der letzten Zeit regelmäßig Schnappatmung bekam. So viele tolle Neuigkeiten zu Harry Potter wurden bekannt gegeben. In London sah ich die Plakate zu dem Theaterstück, für das es leider keine Karten mehr gab und im November kommt auch noch der Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ins Kino. Zwar geht es da nicht um Harry Potter, aber es spielt im gleichen Universum. Manche behaupten, dass ist alles nur Geldmacherei, doch für mich ist es einfach großartig. Insgeheim wünschen wir uns doch alle, dass Harry Potter nie endet – zumindest noch nicht jetzt.
Aus diesem Grund gehörte ich natürlich auch zu den Leuten, die das neue Buch Harry Potter und das verwunschene Kind gelesen haben. Heute möchte ich euch gerne meine Meinung dazu sagen, ob es sich lohnt, das Buch zu lesen und was mir persönlich (nicht) gefallen hat. Im Internet gehen die Meinungen stark auseinander. Die einen sagen, dass das Buch überflüssig ist, die anderen schweben deshalb im 7. Himmel.
Es ist natürlich immer schwierig, richtig über ein Buch zu urteilen, ohne dabei zu spoilern. Meistens kann man nur eingeschränkt erklären, warum man so empfindet. Deshalb werde ich hier die Textstellen, die spoilern, auch als diese markieren. Wenn ihr das lesen möchtet, ist das dann alleine eure Entscheidung. Auch auf den Bildern werdet ihr Textausschnitte sehen. Ich habe zwar darauf geachtet, dass man aus diesen nicht so viel aus der Gesamtgeschichte erraten könnt, aber auch ihr entscheidet ihr selber, ob ihr das lesen möchtet.
Zur aller ersten und wichtigsten Frage: Lohnt es sich, das Buch zu lesen?
Bist du ein Harry Potter-Fan, dann ja! Ich würde schon fast so weit gehen, dass ich sage, dass es in diesem Fall Pflicht ist, das Buch zu lesen, aber ich bin kein Freund von Zwängen und anderen etwas vorschreiben. Ich konnte zumindest meine Neugierde nicht zügeln und kann nicht verstehen, wie es ein Fan nicht auch wissen will, wie es weitergeht. Schon allein mit Sätzen wie „Dumbledore sei Dank“ hatte mich das Buch direkt in seinen Bann gezogen.
Man erfährt im Großen und Ganzen aber nicht sehr viel. Ich würde fast behaupten, dass ich nicht viel mehr über Harrys, Rons und Hermines Zukunft erfahren habe, als in der Vorblende vom 7. Teil. Das ist für mich auch das Hauptproblem gewesen. Wir wurden in den ersten sieben Büchern sehr mit Details verwöhnt. Seitenlange Bezüge auf ein bestimmtes Thema gibt es hier nicht. Es ist ein Theaterstück und dort kann man sich nicht lange an einer Stelle aufhalten. So wird sogar in den Jahren regelrecht gesprungen und sie werden teilweise in zwei Seiten abgearbeitet, bis wir zur spannenden Zeit gelangen. Das ist natürlich ein bisschen schmerzlich. Man will ja unbedingt mehr erfahren und wird regelrecht nur angefüttert. Doch man akzeptiert irgendwann diese Tatsache und ist froh über das, was man bekommt.
Ich hatte die Befürchtung, dass es in den neuen Teilen nur noch um Harrys Sohn geht und nicht mehr um die ursprünglichen Charaktere. Tatsächlich schafft es J.K. Rowling unglaublich gut, Neues und Altes miteinander zu verbinden. Ich würde sagen, dass Teile, in denen von Albus erzählt wird und die, in den von Harry erzählt wird, ungefähr gleich sind. So nimmt uns die Autorin nicht das, wonach wir uns alle sehnen: Wie geht es mit Harry und den anderen weiter? Nur Rons Rolle war mir persönlich zu wenig präsent. Ich mag den Charakter persönlich sehr gern und konnte nur schmerzlich wenig über ihn erfahren.
SPOILER: Ich liebe die Freundschaft zwischen Albus und Scorpius. Genauso finde ich es wunderbar, dass die beiden bei Slytherin und nicht bei Gryffindor sind. Ich war schon immer neugierig, wie es hinter den Kulissen von Slytherin aussehen würde. Wenn irgendwann ein Film gemacht wird, dann fände ich es schön, mehr Details aus Slytherin zu sehen! SPOILER ENDE
Des Weiteren ist es natürlich „schade“, dass es sich um eine abgeschlossene Geschichte handelt. Man braucht zwar Vorkenntnisse, um das Theaterstück zu verstehen, doch es endet auch nicht mit einem Cliffhanger. Klar, das geht auch nicht. Man kann nicht das Theaterstück offen enden lassen und von den Leuten erwarten, dass sie zum nächsten Theaterstück kommen, um das Ende zu erfahren.
Ich glaube, das ist auch die größte Kritik, die ich nachvollziehen kann. Sie hat mit Harry Potter eine so gut durchdachte Reihe erschaffen, die am Ende alle Fragen beantwortet hat. Sogar, wenn sie im Teil eins aufgekommen sind. Damit war es einfach ein perfekter Abschluss. Mit dem Theaterstück hatte sie eine neue Reihe eröffnet, aber sie auch gleich wieder geschlossen. So wird es immer so wirken, als gäbe es Teil 1-7 und Teil 8, wobei der letzte Teil irgendwie für sich steht, aber auch nicht. Damit hat sie sich selber den perfekten Rahmen ein bisschen kaputt gemacht.
Ich vermute, sie wird die Reihe doch irgendwann wieder weiterschreiben. Einen kleinen Spalt an Möglichkeiten hat sie schon in das Theaterstück eingebaut. Doch nach meiner Empfindung wäre jede Fortsetzung zu sehr gewollt und hat eben nicht mehr dieses magische, was sie bei den ersten Harry Potter Teilen geschafft hatte. Für mich war es einfach so unglaublich, dass sie Fragen aus den ersten Teilen, erst im letzten Teil beantwortet hat. Es passte einfach alles perfekt zusammen. Ich glaube nicht, dass sie das nochmal schaffen würde.
SPOILER: Im Netz ging ein Artikel rum, indem sich die Autorin darüber beschwerte, dass Hermines Rolle so dargestellt wird, als hätte sie nur Erfolg mit Ron an ihrer Seite. Das empfand ich persönlich überhaupt nicht so. Erstens setzt sie damit den Beruf als Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste ganz schön herab (wer sagt, dass sie nicht auch einmal Schulleiterin werden kann?) und zweitens gibt es einfach Frauen, die verbittert werden, wenn sie ihre Chance der großen Liebe nicht ergriffen haben. Ich finde allerdings, dass die Auswahl der Partner im Harry Potter Universum sehr beschränkt ist. Offensichtlich ist es nur möglich, die große Liebe in Hogwarts zu treffen und später mit ihr für immer zusammen zu sein. Ich hätte mir gewünscht, dass Hermine einfach jemanden hätte, der nicht aus Hogwarts kommt (sie selbst sagte auch, dass die Trimagischen Turniere dazu da sind, internationale Beziehungen zu knüpfen). Ob sie mit dem dann glücklich zusammen ist, wäre eine andere Frage.
Trotzdem finde ich eher, dass der Grundgedanke bei Rowling war, dass – egal in welcher Realität – Ron und Hermine doch zusammengehören, auch wenn es nicht immer funktioniert. SPOILER ENDE
Wenn Rowling entscheidet, die Reihe fortzuführen, würde ich es trotzdem lesen – schon allein, um Harry, Ron und Hermine wieder zu haben. Nach dem Beenden des Buches wünschte ich, es gäbe eine Fortsetzung. Ich vermisse es jetzt schon, in die Geschichten von Harry Potter einzutauchen. So sehr man das Theaterstück von J.K. Rowling kritisieren kann, sie schafft es trotzdem, mich immer wieder mit ihren Geschichten zu verzaubern.
Bis dann. Eure Laura
7 Kommentare
Fortuna Major - {Linklist} Oktober 2016 - Fortuna Major
18. November 2016 um 23:35[…] Einfach weil es eine Rezension zu Harry Potter und das verwunschene Kind ist: trytrytry. […]