Ich schaue oft in den Spiegel und denke mir: „Die Nase könnte ja nicht ganz so spitz sein, die Lippen ein bisschen voller, etwas weniger Speck am Bauch wäre auch nicht schlecht..Und diese Locken, die machen mich wahnsinnig!“. Und irgendwann später treffe ich eine Person, die mir sagt: „Man, deine Haare hätte ich gern, meine sind so dünn. Und du bist so schön schlank, schau mal, ich hab voll zugenommen! Und meine Nase ist jetzt super krum nach dem kleinen Unfall!“. Ist das nicht verrückt? Schönheit ist nicht greifbar, man kann es nicht genau definieren, auch wenn die Gesellschaft uns immer vormacht, man könnte es. Schönheit liegt wirklich im Auge des Betrachters. Deshalb verlieben wir uns und werden geliebt mit all unseren Fehlern und manchmal sogar genau wegen dieser Fehler. Da schaut niemand und geht weiter, weil er deine Lippen zu dünn findet oder denkt, die könnte aber auch dünnere Beine haben. Wir bleiben stehen, wegen des schönen Lächelns und weil du gerade vielleicht etwas sehr intelligentes gesagt hast. Wir verlieben uns und wir freunden uns an, weil wir auf das Innere im Menschen achten und nicht das beurteilen, womit das Innere zusammengehalten wird.
Ich verweise bei diesem Thema immer gerne auf Kinder und Tiere. Sie sind von uns allen wohl am unvoreingenommensten. Die wissen nicht, was in der Gesellschaft als Ideal empfunden wird. Die wissen nur, was sie selber mögen und wen sie mögen. Jemand der nett zu ihnen ist, zu denen sind sie ebenfalls nett und den mögen sie auch. Und für uns ist es so schwierig nicht das Äußere zu beurteilen. Wir haben alle schon so sehr in Schubladen sortiert, dass sie schon gar nicht mehr aufgehen, sie klemmen zu sehr, um neu sortiert werden zu können.
Da sind die Dicken, die ja nur dick sind, weil sie zu viel essen. Da sind die viel zu Dünnen, die nur so dünn sind, weil sie Model werden wollen. Da sind die mit einem großen außergewöhnlichen Merkmal, wie ein großes Muttermal im Gesicht, einer etwas anderen Kopfform oder eine ungewöhnlich kleinen Größe für das Alter. Wir sehen in ihnen nicht, was die Natur alles für individuelle Wesen auf die Welt bringt.. nein, wie sehen nur, dass sie anders sind. Und anders ist immer schlecht, oder? Da sind die Behinderten. Bei manchen sieht man es nicht sofort, bei anderen kann man deshalb gar nicht wegssehen und immer ist die Reaktion gleich: Man schreckt zurück, man weiß nicht, wie man mit ihnen umgehen soll. Diese armen Menschen, wie kann man ihnen nur helfen? Wie kann man nur dafür sorgen, dass sie wieder „normal“ sind, so wie wir? Normal.. Was bedeutet das schon? Niemand kann wirklich normal definieren. Zwar gibt es unglaublich viele Richtlinien dafür, aber jeder interpretiert sie doch anders.
Stellt euch mal eine Welt vor, da schauen alle gleich aus. Alle schauen so aus wie du „Normalität“ und „Schönheit“ definierst. Alle schauen so aus und alle sind gleich. Wäre das nicht eine unglaublich trostlose Welt? Wäre im Vergleich zu jetzt, uns nicht unglaublich viel geraubt worden, in Bezug auf Vielfältigkeit? Ist es jetzt eine bessere Welt, weil alle gleich aussehen? Nein? Warum schreit dann die Gesellschaft danach? Warum ist immer ihr Ziel, dass alle gleich sind? Alle normal? Keine Vielfalt, keine Unterschiede.
Die Stars und Sternchen machen es uns vor. Zeigen uns, wie wir werden wollen. Es gibt in Filmen und Serien immer nur die hübschesten Schauspieler. Und wir regen uns darüber auf. Wir regen uns auf, dass es immer nur die schönsten sind. Das die Stars immer nur zur nächsten Diät rennen. Aber dann gibt es plötzlich Filme und Serien, da sind nicht die schönsten Menschen vertreten. Wir schauen sie und denken uns: „Irgendwas stört mich daran..“ Aber dann gibt es plötzlich einen Star, der war zwar früher dünn, ist jetzt aber dick. Und die Medien zerreißen diesen Star, dass er jetzt so dick geworden ist und dieser Star rennt wieder zur nächsten Diät und wir regen uns wieder darüber auf. Es gibt oft die Ansätze, dass niemand perfekt ist und jeder so leben kann, wie er will und dann treten wir diese Ansätze mit Füßen? Weil wir schon so sehr in Schubladen denken und dieses neue Verhalten nicht mehr in unsere Schublade passt?
Ich denke mir, wer gibt dir das Recht, über andere zu urteilen. Wer gibt dir das Recht, anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Wie kannst du dir das Recht rausnehmen, anderen zu sagen, dass sie abnehmen sollen oder zunehmen. Das ist IHR Körper, nicht DEINER! Sie allein haben das Recht darüber zu bestimmen, wie sie leben wollen. Du musst in diesem Körper nicht leben und deshalb hast du auch kein Recht, zu verlangen, dass sich der Körper ändert.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters und es ist vollkommen in Ordnung, sich ändern zu wollen, wenn man sich nicht so wohlfühlt, wie man gerade ist. Denn es gibt doch nichts schlimmeres, als sich selber nicht zu lieben. Doch oft ist es nicht so. Eigentlich akzeptieren wir uns schon so, wie wir sind. Wir haben sogar Momente, wo wir uns richtig schön finden. Wo wir unser Figur attraktiv finden oder unsere Frisur heute richtig sitzt. Wir haben auch Momente, wo wir auf unseren Witz, den wir gerade gemacht haben, sehr stolz sind oder auf die Note, die wir in der Klausur bekommen haben, weil unsere Antworten so gut durchdacht waren. Diese Momente sollten wir festhalten. Denn genau diese Momente zeigen uns, dass wir uns eigentlich lieben. Das wir von anderen geliebt und gemocht werden, und zwar genau so, wie wir gerade in diesem Moment sind. Mit unseren ganzen Macken, Fehlern und unserer Unperfektheit.
Liebe Grüße
Laura
3 Kommentare
Rosy | Love Decorations
13. September 2015 um 20:06Ohh, liebe Laura, was für ein toller und tiefgründiger Post! Sehr schön geschrieben und du sprichst so wahre Worte!
Und auch ein Kompliment dafür, dass du dich getraut hast, die nicht-perfeken Fotos von dir hochzuladen – obwohl ich davon gar keine so schlimm finde. Du wirkst dadurch nur noch sympathischer und persönlicher 😉
Komm gut in die neue Woche, meine Süße :*
Liebste Grüße,
Rosy
Motte
13. September 2015 um 15:46Ich stimme dir ganz und gar zu, liebe Laura. Man sollte sich nie dazu drängen lassen, sich gegen seinen Willen zu verändern – ob von Familie, Bekannten oder den Medien. Denn damit verneint man sich nur selber und macht sich unglücklich!
Gerne möchte ich dir sagen, dass es sehr mutig war, die Fotos hochzuladen, bei denen du dich weniger wohl fühltest (zu unrecht natürlich), aber ist das an sich nicht schon unglaublich traurig? Das sagt so viel aus und fasst das Thema gut zusammen!…
lg motte
Juli
11. September 2015 um 11:46Wieso war ich denn noch nie auf Deinem Blog?! PAH! Geht ja gaaaar nicht! Ändere ich ab sofort <3
Toll, dass Du auch die Bilder, die Dir etwas unangenehm waren, hochgeladen hast. Und ganz ehrlich: Auch auf den Doofi-Bildern sieht man wie hübsch Du bist. Klingt platt, is abba so.
Liebe POTTgrüße und PRO "Jeder so wie er/sie will" 🙂
Juli