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Bücher

Ein ganzes halbes Jahr – Jojo Moyes

29. August 2014

Es ist ja nun schon eine Weile her, als ich meine letzte Bücherreview schrieb. Irgendwie fehlte mir immer die Motivation oder die Zeit. Dabei stapeln sich langsam die Bücher, die ich euch hier vorstellen möchte. Also habe ich mich jetzt endlich mal ran gesetzt und stelle euch heute das Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ vor.

Ich hatte ja schon soo oft was von diesem Buch gehört. Sowieso greife ich in letzter Zeit nur noch zu Büchern, über die momentan gesprochen wird. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das so gut ist, aber so war es eben auch wieder dieses Mal. Ich habs schon oft in der Hand gehabt, einmal sogar einer Freundin zum Geburtstag geschenkt, ohne es selbst gelesen zu haben. Als dann plötzlich eine Kommilitonin mit dem Buch in der Uni auftauchte, fragte ich einfach, ob ich es ausleihen kann. Es hat mich ja quasi schon verfolgt. Und so kams dann, das ich endlich mit Lesen begann.

Es war ja mal wieder eins dieser „Danach-musst-du-wirklich-heulen“-Bücher und vor denen habe ich ja immer ein bisschen Angst, weil sie immer so hoch in den Himmel gelobt werden, dennoch gebe ich ihnen immer wieder eine Chance.

Bevor ich also über meine Meinung rede, das sagt das Internet:

Lou & Will.

Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.

Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.

Eine Frau und ein Mann.

Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will. (Quelle)




Ich will ehrlich sein. Als ich das Cover sah, fand ich das Buch nicht sehr ansprechend. So im Nachhinein finde ich, dass das Cover so gar nicht zum Buch passt. Es ist super kitschig und man kann sich nicht wirklich vorstellen, was für ein tiefgründigender und bedeutender Text dahinter steht. Unter dem Titel habe ich mich auch etwas anderes vorgestellt. Auch wenn er jetzt nach dem Lesen durchaus Sinn macht, dachte ich dabei an ewas ganz anderes. Eine super kitschige Liebesgeschichte oder so. Dies traf zum Glück nicht zu.

Wie gesagt, ich fing an zu lesen. Wenn es wirklich eins dieser x-beliebigen Liebesgeschichten gewesen wäre, hätte ich wohl nicht weiter gelesen. Denn davon gabs ja doch schon genug. Es erinnerte mich inhaltlich zuerst etwas an „Ziemlich beste Freunde“, da der Aufbau gerade am Anfang sehr ähnlich ist – Person ohne wirkliche Perspektive sucht Job und findet einen, in einem Bereich, wo sie überhaupt keine Erfahrung hat. Alle anderen Pflegekräfte haben irgendwann aufgegeben, aber da diese Person dieses mal so anders ist, entwickelt sich eine wirklich Freundschaft.

Auch wenn ich mir „Ziemlich beste Freunde“ gerne angesehen habe, war es für mich irgendwie so eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte und das war bei diesem Buch nicht der Fall. Es war anders und das war es, was mir wirklich sehr gut gefiel.




Sowohl Lou als auch Will sind beide an einen Stillstand in ihrem Leben gekommen, von dem sie nicht mehr los kommen. Zumindest nicht ohne gegenseitige Hilfe. So kommt es, dass Lou nicht nur Will in seiner Situation hilft, sondern auch umgekehrt.

Unglaublich gerne verfolgt man mit, wie Lou und Will sich langsam weiter entwickeln und wegen des jeweils anderen sich im positiven verändern. Man denkt sich, ja so kanns eigentlich weiter gehen. (Dieses „alles wird am Ende gut“, was ich eben noch krisiert habe, fand ich in dem Moment dann doch ganz ansprechend. Wir Menschen wollen eben ein Happy End) Aber da man weiß, dass das Buch nun mal nicht so weiter gehen kann, wächst irgendwann in einem dieses komische Gefühl, dass bald etwas passieren wird, was die ganze Stimmung kippen wird.

Ich denke nicht, dass ich spoiler, wenn ich sage, dass es natürlich auch eine Liebesgeschichte zwischen Lou und Will ist. Schließlich sagt das ja schon der Klappentext. Also ist es wohl nicht zu viel verraten, wenn ich euch jetzt sage, dass sie sich natürlich auch ineinander verlieben und es eine ganz besondere Art von Liebe ist. Moyes bringt das ganz wunderbar herzerwärmend rüber.

Ich finde ein Buch immer dann besonders, wenn es etwas in mir bewegt. Ich finde, dass hat dieses Buch hier ganz gut geschafft. Durch Wills starke körperliche Behinderung und seine Einstellung zum Leben, fängt man auch viel an, über sein Leben nachzudenken. Darüber wann man weiter kämpfen und wann man aufgeben sollte. Was dies auch für dein Umfeld, deine Familie und deine Freunde bedeutet und wievielen du damit mit schadest. Ob du nur an dich denken solltest ohne Rücksicht auf die anderen oder ob es wichtiger ist, andere nicht damit zu verletzen.




Doch wenn man darüber nachdenkt, bekommt man aber auch ein Gefühl, dass man nicht ganz befriedigt ist. Man kann dabei nicht alles zu richtig oder falsch zählen, nicht nur schwarz und weiß sehen. Beide Seiten haben Recht und dann auch wieder nicht. Man fragt sich, wie man selbst reagieren würde. Denkt eigentlich, dass man es genau wüsste, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, kommt man dann doch ins zweifeln, da man nun man doch noch nie in so eine Situation war. Es gibt so viele kleine Schicksale auf dieser Welt, von der wir gar keine Ahnung haben, weil sie für die Welt und die Masse fast keine Bedeutung haben, aber für die Person selbst der Mittelpunkt ihres Leben ist.

Und während man das liest, die Gedanken einen dazu fast erdrücken, kommt Lou daher und versucht mit ihren Vorschlägen und Unternehmungen dem Leben und den Gedanken die Leichtigkeit zurück zu bringen. Zu zeigen, wie schön das Leben ist und wozu es sich zu leben lohnt und man erkennt mal wieder, dass es eine Sache gibt, die uns vermutlich allen die Lebenfreude zurück gibt, weil sie beflügelt – die Liebe.



Trotzt dieses ernsten Themas, ist die Geschichte unglaublich humorvoll geschrieben. Will und Lou verstehen beide viel von Sarkasmus und Ironie, nehmen den jeweils anderen gern auf den Arm und damit schafft Moyes, dass es kein tottrauriges Buch wird, nachdem man wahrscheinlich an Depressionen leidet, sondern dass man diesen schweren Klumpen, den man hier serviert bekommt, auch tatsächlich runterschlucken kann. Man schafft es, die schlechten Sachen für ein paar Seiten auszublenden und damit gibt die Autoren einem die Chance, auch mal auszuatmen.

Auch wenn das Buch vielleicht das gar nicht so beabsichtigt hat, finde ich, dass man sehr gut hier sieht, dass man viel dankbarer sein soll, über das was man hat (oder eben nicht hat) und das wir Menschen das oft vergessen. Das soll für alle Menschen gelten, denen es gut geht, völlig unabhängig ob sie eine Behinderung haben oder nicht, denn jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn ich manchmal Leute sehe, die in allem nur das negative sehen, sich dauernd nur benachteiligt fühlen oder anderen für alles die Schuld geben, werde ich manchmal so wütend, da sie sich ihren wahren Glücks gar nicht bewusst sind und es kein bisschen zu schätzen wissen..

Ehrlich gesagt muss ich sagen, dass das Ende mein Herz fast zerrissen hat. Es ist schwer darüber zu schreiben, ohne zu spoilern, aber ich habe ja schon gesagt, dass es keine Geschichte ist, wo alles gut geht, auch wenn man sich das wirklich bis zum Ende wünscht und man doch noch einen Funken Hoffnung hat. So war es zumindest bei mir und daher viel es mir wohl auch so schwer, dass Ende zu akzeptieren. Man kann es verstehen und irgendwie auch nicht und irgendwie will man doch dieses verflixte, langweilige Happy End wo alle glücklich zusammen leben, bis an ihr Lebensende.




Wie man also glaube ich unschwer erkennen kann, hat man das Buch doch sehr berührt und ich bin froh, dass ich es gelesen habe, da es in meinem Augen ein sehr gutes Buch war. Wie gesagt, über das Buchcover kann man sich streiten.. 😉

Ich würde es also auf jeden Fall empfehlen, zu lesen, wenn ihr solche Geschichten mögt, wo man vielleicht auch mal zu den Taschentüchern greifen muss und die einfach sehr bewegen und zum Nachdenken anregen.

Und was ist mit euch? Kennt ihr das Buch? Habt ihr es gelesen? Wie fandet ihr es? Oder wollt ihr es nun lesen? Ich bin gespannt auf eure Geschichten!

Eure Laura

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11 Kommentare

  • Antworten
    Laura
    30. August 2014 um 20:26

    Mir hat das Buch auch total gut gefallen 🙂
    Sehr tiefgründig & man denkt selbst drüber nach: was wäre wenn? & wie gut man es eben hat.
    Aber ich stimme dir bei dem Cover nicht zu. Irgendwie passt es doch. Auf dem Cover siehst du Lou, die Will (die Taube) gehen lässt. Er fliegt gen Himmel & sie bleibt weiterhin auf der Erde… So auf den ersten Blick sieht man das vielleicht nicht, aber ich finde, dass ist eine schöne & passende Illustration zu diesem Buch.

    • Antworten
      Laura
      30. August 2014 um 20:26

      Ja stimmt, da kann ich dir zustimmen. Ich glaube dieses kitischige entsteht allerdings mehr durch die Rosen und die gewählte Schriftart. Nicht so sehr durch das Mädchen mit dem Vogel. Von mir aus hätten sie die Rosen zum Beispiel weglassen können. Naja..

  • Antworten
    isabelle
    30. August 2014 um 20:25

    Das Buch ist so schön! Ebenso übrigens der Nachfolger „Eine handvoll Worte“ – den habe ich kürzlich im Italienurlaub verschlungen, man kommt ebenso wenig davon los wie bei „Ein ganzes halbes Jahr“. Tolle Autorin. „Ein ganzes halbes Jahr“ habe ich vor einem Jahr immer beim Pendeln zum Praktikum gelesen und meine Freundin hatte mich gewarnt, das Ende nicht in der Öffentlichkeit zu lesen. Habe ich natürlich trotzdem und habe zur Irritation aller Anwesenden angefangen zu weinen… Ähm ja, aber das geht da ja iwie auch nicht anders.

    Lieben Gruß, Isabelle

  • Antworten
    Eda
    30. August 2014 um 20:25

    Oh, ich hatte vom Cover irgendwie auch direkt darauf geschlossen, dass das Buch sicher sehr kitschig ist. Aber deine ausführliche Review lässt mich mein Verhältnis zu dem Buch nochmal überdenken. Scheinbar ist es doch einen zweiten Blick Wert 🙂
    Lieben Gruß und ein schönes Wochenende
    Eda

  • Antworten
    Sarah
    30. August 2014 um 20:25

    Ich habe das Buch auch gelesen und fand es nur durchschnittlich. Ich konnte es gut hintereinander weg lesen und es war auch nicht langweilig, aber ich fand es doch recht trivial und oberflächlich. Ich finde man hat leider gemerkt, dass schwierige Themen (schwere Krankheit, Freitod) auf manchmal sehr plumpe Art massentauglich gemacht wurden. Das ist ganz und gar nicht schlimm und im Grunde hatte ich nichts anderes erwartet, aber es hat mich eben nicht vom Hocker gehauen :/

  • Antworten
    frl. wunderbar
    30. August 2014 um 20:25

    Du hast das Buch ganz wunderbar beschrieben und analysiert 🙂
    Es ist zwar nun schon ein Weilchen her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich fand es auch wirklich ganz fantastisch! Und mit dem Happy End ging es mir ganz genauso. Ein wunderbar herrliches Buch <3 Hast Du das neue Buch von Jojo Moyes auch schon gelesen?

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