Als ich irgendwann mein Radio anschaltete und meinen Lieblingsradiosender hörte, gabs mal wieder einen heißen Buchtipp. Bei Tipps auf diesem Radiosender spitze ich immer ganz besonders meine Öhrchen, da sie mich bis jetzt eigentlich noch nie enttäuscht haben. Ich hörte also zu und es wurde das Buch „Tod sei Dank“ besprochen.
Als die Buchbesprechung zu ende war, war mir eigentlich klar, dass ich dieses Buch haben möchte. Nun hab ich es ausgelesen und möchte euch auch teilhaben an diesem vielleicht etwas anderen und besonderen Lesestoff.
„Tod sei Dank“ wurde von der australischen Schriftstellerin Helen FritzGerald geschrieben und sie schaffte es, in mir ganz gemischte Gefühle zu wecken. Welche das waren und wieso weshalb warum, werde ich euch in diesem Beitrag näher erläutern.
Ich möchte euch das Buch nahe bringen, da ich finde, dass es kein normales ist, das man liest und dann wieder in den Schrank zurück stellt. Es ist mehr, da man es am Ende mit anderen Augen sieht, als man es am Anfang tat.
Doch wie immer zuerst: Das sagt das Internet:
Ein verzweifelter Vater und zwei kranke Töchter. Eine Junkie-Mutter und ihr krimineller Liebhaber. Und keine Spenderniere weit und breit! Helen FitzGerald hat einen düster-komischen Familienroman geschrieben, der kein Auge trocken lässt.
Will Marion ist alleinerziehender Vater der 16-jährigen Zwillinge Georgie und Kay. Kay ist liebenswert und fröhlich, Georgie aggressiv und verschlossen. Eines haben beide gemeinsam: Sie brauchen eine Spenderniere, sonst werden sie sterben. Und Will kann nur eine Niere vergeben.Nach langem Grübeln beschließt er, lieber doch nicht die Niere eines armen Filipino im Internet zu kaufen oder einen klinisch perfekten Selbstmord zu begehen. Stattdessen setzt er einen Privatdetektiv darauf an, Cynthia zu finden. Sie ist die Mutter von Georgie und Kay und vor 13 Jahren mit Heath, ihrem Dealer und Lover, abgehauen. Ihre Niere könnte nun das Leben einer der Töchter retten, glaubt Will. Doch Cynthia hat andere Pläne, als sie nach Schottland zurückkehrt: Sie will Heroin, und sie will Heath aus dem Gefängnis freibekommen. Außerdem weigert sich der Arzt ohnehin, eine Junkie-Niere zu transplantieren.Will ist ratlos. Während es Kay immer schlechter geht und Georgie trotz Dialyse und Todesangst auf der Suche nach der großen Liebe ist, schreibt ihr Vater eines Nachts im Rotweindunst eine verzweifelte Liste: Pro und Contra, Georgie versus Kay … (Quelle)
Ich glaube es ist noch ein sehr unbekanntes Buch. Einigen Leuten zeigte ich es und niemand von denen kannte es schon. Daher erläuterte ich den Inhalt und wenn man das tut, dann merkt man schon, wie düster dieser Roman auf der einen Seite ist. Viele schüttelten nur den Kopf und sagten, dass dieser Roman ja nur aus schlimmen Schicksalen bestehe. Diese ganzen negativen Kommentare, die ich wegen des Buches bekam, hielten mich jedoch nicht davon ab, es zu lesen und ich habe es nicht bereut.
Es gibt ja diesen Spruch „Der Scheint trügt“ und dieser beschreibt es eigentlich am besten. Alles, was du zu anfangs glaubst, das die Situation so und so ist und das die Person so und so ist, wird irgendwann in dem Roman wiederlegt. Eigentlich scheint nichts so zu sein, wie es zuerst den Eindruck erweckt.
„Es gab gute Neuigkeiten. Jemand war gerade gestorben.“ So markaber beginnt die Geschichte. Eigentlich muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie froh man sein kann, das man gesund ist. Auch auf meiner Arbeit erlebe ich tagtäglich, dass ich mich viel zu wenig dafür bedanke, wie gut es mir geht, wenn ich im Vergleich andere Menschen sehe. Wenn man alles hat, dann lernt man es meist nicht zu schätzen, aber wenn man etwas dringend braucht, dann kann sich die Meinung so stark ändern, dass man sich sogar über den Tod eines anderen Menschen freut. Zumindest wenn dies bedeutet, dass man sein eigenes Leben damit retten kann.
Die Geschichte wird immer aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Auch wenn es eigentlich um die Nieren von Georgie UND Kay geht, betrachtet man jedoch eher die Sichtweise von der temperamentvollen, agressiven und launischen Georgie. Das Mädchen, das genau die gleichen Beschwerden und Symptome aufweiste, wie ihre ruhige Schwester, aber es mehr beklagte. Das Mädchen, das genau wie ihre liebe Schwester mit drei Jahren von ihrer Mutter verlassen wurde, aber ihrem Vater dafür die Schuld gab. Das Mädchen, das genau wie ihre hübsche Schwester noch so viel im Leben vor hat und die große Liebe sucht, aber immer nur auf Idioten stößt, die sie mit den Worten „Ich werde mich niemals in dich verlieben…“ abspeist.
Zwei Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein konnten und trotzdem verbindet sie das Schicksal, auf einen Anruf zu warten, für den sie extra ein spezielles Telefon gekauft haben. Wenn dieses Telefon klingelt, dann würden sie eine Niere bekommen.
Genau so, wie es wahrscheinlich von der Autorin ausgerichtet wurde, findet man Georgie total ätzend. Ihr Vater zog die beiden Zwillinge allein auf und sie ist einfach so unglaublich undankbar. Sie beschimpft ihn und gibt ihm für alles die Schuld. Für alles, was in ihrem gemeinsamen Leben schief gelaufen war. Aber andererseits stimmt man ihr in gewisser Hinsicht auch zu. Es stimmt, das Will ein Loser ist und es stimmt auch, dass die Mutter wahrscheinlich wegen ihm die Familie verlassen hat. Man weiß also gar nicht, was man nun denken oder fühlen soll. Man kann nicht die Sicht von Will oder Georgie vertreten, da es eben immer zwei Seiten gibt.
Will liebt Listen. Sein ganzer Schreibtisch ist gehäuft von Listen, die er sorgfältig erstellt, aber dann doch nie abgearbeitet hatte. Die nächste Liste die er erstellen würde, wäre den anderen jedoch nicht ähnlich. Er erstellt eine Liste, wie er die beiden Mädchen retten kann.
Auf dieser Liste schreibt er zwar einen Punkt auf, jedoch verbannt er diesen ganz schnell aus seinem Gedächtnis. Ein Punkt, der leider irgendwann doch wieder auf ihn zurück kommt, da er bei den anderen Punkten kläglich scheitert. Er hat nur ein Niere, mit der er ein Kind retten kann. Muss er sich also entscheiden? Welches ist das bessere Kind? Welche von den beiden hat die Niere mehr verdient?
Eine Stelle, die mich sehr berührt hat. Ich kann mir selbst nicht vorstellen, in so einer Situation mich für eine von den beiden zu entscheiden. Denn keine von den beiden hat das Leben bzw. den Tod mehr verdient.
Das Buch hat eine ganz elementare Frage: Wie weit bist du bereit zu gehen, um deine Töchter zu retten? Ein Loser, der zum Superhelden werden muss. Ist das überhaupt möglich?
Das Wort berührend verbinde ich mit dem Buch sehr stark. Ein Vater, der eigentlich sein ganzes Leben auf voller Linie versagt hat und an den eigentlich niemand so recht glaubt, gibt selbst die Hoffnung nicht auf und wird trotzdem an seine Grenzen getrieben.
Außerdem kommt bei mir das Wort aufwühlend sofort in den Sinn. Ein Aspekt, der mir nicht sehr an dem Buch gefallen hat. Du hast keine Chance, das Geschehene zu verarbeiten, die Katastrophe ausklingen zu lassen, da um die Ecke auch schon die nächste auf dich wartet. Du denkst, kurz verschnaufen zu können, da packt dich auch schon das nächste Problem. Meiner Meinung passiert schon fast zu viel in dem Buch. Ich brauch etwas Zeit, um eine schlimme Nachricht verabeiten zu können, doch dafür gibt dir das Buch gar keine Zeit.
Das letzte Wort wär für mich verstrickend. Ich liebe Verstrickungen in Büchern. Es werden die Sichten von den unterschiedlichen Charakteren beleuchtet. Zuerst wird sich die eine Sicht angesehen und dann die andere. Und nach der zweiten Sicht versteht man die erste viel besser. Ein Charakterzug, der in dem Buch ein großes Plus bekommt.
Am Anfang wird das Ende verraten. Wer jetzt denkt, na dann ist doch das ganze Buch schon langweilig? Nein eben nicht. Denn obwohl das Ende am Anfang veraten wird, ist es doch ein ganz anderes Ende, als man wahrscheinlich vermuten würde. Versteht ihr nicht? Dann lest es einfach!
Ebenfalls wird der Titel nach dem Lesen des Buches ganz anders interpretiert. Helen FitzGerald hat es geschafft, aus dem ganzen Buch ein einziges Gehemnis zu machen, das Stück für Stück aufgelöst wird und trotzdem voller Überraschungen steckt.
Eure Laura
7 Kommentare
Looona Lou
22. Mai 2012 um 17:45Beim Kauf eines Buches zählt bei mir vor allem der Anfang, der Schreibstil irgendwo mittendrin und die Aufmachung des Buches (so oberflächlich Letzteres doch klingen mag – doch das Auge liest ja mit *hust* Das Titelbild schon schon klar, passend und interesseweckend sein).
Aufjedenfall ist Deine Art von Buchvorstellung hier sehr gelungen, da Du neben Inhaltsskizze auch Deine Gefühle mitteilst.
♥Looona Lou
Shiva
10. Mai 2012 um 17:45Setze das Buch mal auf meine Wunschliste 🙂
Wie du es beschreibst, erinnert es mich ein bisschen an die Bücher von Jodi Picoult, die immer sehr viel mit moralischen und ethischen Fragen spielt, bei denen der Leser mit Situationen konfrontiert wird, in denen sehr viele gemischte Gefühle aufwallen.
Bianca
10. Mai 2012 um 17:44Danke für den Buchtipp. Ich bin durch Zufall über deinen Blog gestolpert und ICH LIEBE IHN. Danke für die Mühe. Hast du schon einmal das Buch: Hallo Mister Gott, hier spricht Anna gelesen???
Laura
10. Mai 2012 um 17:44Vielen Dank. Ja, das habe ich auch schon gelesen. 😉
Steffi
10. Mai 2012 um 17:43Oha…das was ich bis jetzt von dir zu lesen bekomme habe macht mir Gänsehaut. Vielleicht auch, weil ich solche Sachen auch aus Sicht einer Mama sehe. Und ich mir vorstelle wie es wäre wenn es um mein Kind/Kinder gehen würde…
Ich werde mir das Buch auf jeden Fall kaufen! Danke für den Tipp 🙂
Glg Steffi
Kathi
10. Mai 2012 um 17:41Klingt auf jeden Fall schon mal gut! Ich bekomme gerne Buchtipps, auch wenn ich gerade (und noch länger) in einem siebenteiligen Werk feststecke 😉
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Würde mich freuen!