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Bücher

Der Chronist der Winde – Henning Mankell

8. September 2012
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Letztens las ich mal wieder ein Buch aus und begab mich zu meinem Bücherregal, um mir ein neues zu suchen. Ich glitt mit meinem Finger von Buch zu Buch. Alle erzählten Geschichten und luden mich ein, sich mir zu öffnen, ihr Inneres preiszugeben und mich mit auf die Reise zu nehmen. Doch mein Finger machte keinen Halt und suchte weiter.
Dort waren Bücher die ich noch nie aufschlug, wo ich nicht beurteilen kann, ob der Inhalt auch das ist, was er verspricht. Bücher, die ich anfing zu lesen und dann enttäuscht wurde oder Bücher die ich zwangsläufig geschenkt bekam und niemals aufschlagen werde. Und dann gabs dort Bücher, die ich vor langer Zeit einmal las und die schon längst wieder in Vergessenheit gerieten. Bücher die ich liebte und die ich tausend Mal lesen könnte.

So stoppte mein Finger bei einem Buch, dass ich vor vielen Jahren lies, aber schon lange nicht mehr in den Händen hielt. So entschied ich mich, euch heute das Buch „Der Chronist der Winde“ vorzustellen.

Das Buch wurde vom schwedischen Schriftsteller Henning Mankell geschrieben und ich musste es damals in der Schule lesen. Trotzdem war ich von diesem Buch so begeistert, dass es mir all die Jahre immer noch positiv in Erinnerung geblieben ist.

Die Deutschstunden, wo wir über dieses Buch sprachen, habe ich wirklich genossen. Man kann in dieses Buch so viel hineininterpretieren und es machte so viel Spaß, neue Sachen zu entdecken und zwischen den Zeilen zu lesen. Komm mit auf die Reise von Nelio und seine letzten neun Nächte.

Doch wie immer zuerst, das sagt das Internet:

»Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.«

Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schußwunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, daß er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen, seine Schwester massakrierten und ihn zwingen wollten, seine Verwandten zu töten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde.

Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Von Mandioca, der Tomaten und Zwiebeln in seinen Taschen wachsen läßt, und von Deolinda, einem Albinomädchen, das die sexuellen Phantasien der Jungen erregt. Vom Geheimnis des Reichtums erzählt er, einer vertrockneten Eidechse in einem gestohlenen Aktenkoffer und einem nächtlichen Besuch beim Präsidenten. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann. (Quelle)

Auf der einen Seite ist es ein sehr düsterer, trauriger Roman. Das Buch beginnt mit dem kleinen, sterbenden Nelio. Er ist gerade mal 10 Jahre alt und trotzdem ist seine Zeit schon gekommen – auf dem Dach eines Theaters. Er wird vom Bäcker José Antonio Maria Vaz gefunden und er ist der jenige, der Nelios Geschichte hören soll, bevor er stirbt.

Der kleine Nelio ist zwar schon sehr erwachsen, aber spricht wie ein alter Mann. Er hat erst zehn Jahre hinter sich gebracht, doch seine Erfahrungen und Geschichten reichen für mindestens 100 Jahre. Er ist weise und teilt diese Weisheit mit anderen Leuten. Von Anfang an merkt man, dass Nelio kein gewöhnlicher Straßenjunge ist, dass er etwas hat, was ihn herausstechen lässt, das ihn von all den anderen unterscheidet. Man weiß nicht, woran es liegt und was es genau ist. Man weiß nur, es ist da und man wird es nach und nach im Laufe der Geschichte herausfinden, in seinen neun letzten Nächten.

Wie schon beschrieben, ist das Buch in neun Nächte unterteilt. Man bemerkt hier schon eine Diskrepanz. Nelio fängt an, von seinem Leben zu erzählen, von seinen Erlebnissen, seinen Erinnerungen und man taucht ein in seine Lebengeschichte und der Tod ist das Finale. Das Leben ist seine Vergangenheit und der Tod seine Zukunft.

Er erzählt um sein Leben, um seine Geschichte vollenden zu können. Genau wie der Roman allgemein, beginnt auch Nelios Geschichte unglaublich grausam. Der Leser wird hier auf eine harte Probe gestellt, da erklärt wird, wie bei einem Überfall auf Nelios Dorf seine Schwester grausam getötet wird und er seinen eigenen Bruder erschießen soll. Eine Geschichte, die keinesfalls ausgedacht ist, sondern leider die harte Realität.

Die Geschichte springt immer wieder zwischen Nelio und José. Nelio erzählt von seinem Leben und man erfährt ebenfalls Josés Überlegungen dazu, während Nelio wieder einschläft – erschöpft vom bevorstehenden Tod und seinen Erzählungen aus seinem Leben.

Wie oben in der Inhaltsangabe schon beschrieben, flüchtet Nelio aus dem Dorf und vor den Banditen und muss alles zurücklassen. Er findet den Weg in die Stadt und für ihn beginn ein neues Leben. Das Leben eines Straßenjungen, der die Aufgabe bekommt, eine Botschaft zu überbringen – auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß.

Er schließt sich einer Gruppe Straßenkinder an und wurde sehr berühmt in der Stadt, durch seine Weisheit. So ein kleiner Junge mit so viel Wissen. „Nelio bemühte sich nie um kluge Antworten. Er sagte einfach, was ihm dazu einfliel.

Besonders ergreifend ist die Geschichte von Deolinda. Denn dieses Buch ist wohl kaum eine Friede-Freude-Eierkuchen Geschichte. Sie ist ein Albino-Mädchen und wurde von ihrern Eltern deshalb verstoßen. Niemand will sie so recht haben. Nelio entdeckt sie, als sie auf seinem liebsten Platz zum Nachdenken sieht. Er nimmt sie in die Gruppe, weil er erkennt, dass sie kein gewöhnliches Mädchen ist. Ihre Geschichte ist besonders ergreifend und es tat mir sehr weh, als ich lesen musste, was mit ihr geschiet. Ihre Geschichte hatte mich von allen aus der Gruppe am meisten mitgenommen.

Berührend ist eins der ersten Worte, die mir bei diesem Buch sofort einfallen. Ich kann es nicht genau beschreiben, doch man erlebt die einzelnen Schicksale der Straßenkinder mit, trauert, wenn sie Probleme haben und lacht, wenn ihnen etwas gelingt. Jedes dieser Kinder stellt einen ganz indivduellen Teil der Gruppe dar, der nur zusammen komplett wird. So schmerzt es, wenn ein Mitglied dieser Gruppe geht und man ist genauso misstrauisch am Anfang, wenn ein neues dazu kommt.

Das nächste Wort wäre Bewunderung. Natürlich sind das alles nur fiktive Figuren, aber dennoch bewundert man Nelio für seine unglaubliche Weisheit. Sowohl als Anführer, als auch für sich selbst. Die Dinge, wie er sie löst, die Strategien die er anwendet machen Spaß zu lesen und entwickelt sich eine Gewisse Ehrfurcht vor diesem kleinen Mann.

Das dritte und letzte Wort ist Trauer. Denn mit all den schönen Momenten, die Momente, wo die Gruppe etwas erreicht, wo Nelio seine Weisheit verströmt und seine Geschichte erzählt, kommt auch immer ein bitterer Nachgeschmack daher. Ein Gefühl, dass man weiß, dass er nach der Geschichte sterben wird, nicht mehr weiter leben, um sein Wissen und seine Gedanken weiter zu verströmen. Danach ist alles vorbei.

Es gibt ebenfalls einen Film zum Buch, doch bis jetzt habe ich mich noch nicht gewagt, ihn zu sehen, um mir selbst die Fantasie und meine eigenen Charakteren nicht zu zerstören.

Und was ist mit euch? Kennt ihr das Buch? Habt ihr es gelesen? Wie fandet ihr es? Oder wollt ihr es nun lesen? Ich bin gespannt auf eure Geschichten!

Zuletzt gebe ich euch noch das auf den Weg, das was man sich die ganze Zeit über im Buch fragt, was das fast magische an Nelio ist:

Nelio hat uns daran erinnert, wer wir eigentlich sind.
Menschen, von denen ein jeder heimliche Kräfte besaß, die er nicht kannte. Nelio war ein bemerkenswerter Mensch. Seine Anwesenheit bewirkte, daß wir uns bemerkenswert fühlten.
Das war sein Geheimnis.

Eure Laura

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10 Kommentare

  • Antworten
    Jana
    9. September 2012 um 19:35

    Es hört sich nicht nur lecker an, schmeckt auch echt gut 🙂
    Oh das Buch klingt echt toll. Ich mag solche Bücher sehr gerne, auch, wenn ich dann zur Abwechslung auch mal „schöne“ Bücher lesen muss. Ich werde das Buch gleich auf amazon zu meiner Wunschliste hinzufügen 😉

  • Antworten
    Sarah
    9. September 2012 um 19:35

    Du hast es mal wieder geschafft das ich ein Buch unbedingt haben möchte!;)
    Ich habe deinen Post darüber gerade zu verschlungen!Ich glaube dieser Roman wird ganz schnell in mein Bücheregal wandern!

  • Antworten
    namimosa
    9. September 2012 um 19:35

    ich befürchte unser lehrer hat damals das falsche buch von hennig mankell rausgesucht. ich kann mich nicht mal mehr an den titel erinnern, nur noch daran, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat und ich seitdem auch nichts mehr von dem autor gelesen habe. sollte ich mal ändern.

  • Antworten
    maya
    9. September 2012 um 19:34

    Das klingt wirklich nach einem wundervollem Buch *schnüff* Ich schau mal, ob ich das hier irgendwo bekomme

  • Antworten
    Anna
    9. September 2012 um 19:34

    Liebe Laura,

    schon seit einer Weile verfolge ich deinen Blog und ich muss sagen, ich bin sehr beeindruckt. Du kannst dich wirklich toll ausdrücken und Inhalte jeglicher Art für den Leser dadurch interessant gestalten! Es ist wirklich eine Gabe, „leichte“ Inhalte, wie Beauty, Rezepte und Co. mit Themen, die richtig Tiefgang haben, zu kombinieren und im Gleichgewicht zu halten – dir gelingt das scheinbar spielend!
    FÜr mich zeugen deine Berichte auch davon, dass du eine wirklich besondere Persönlichkeit bist und ich wollte dir für all das nun doch einmal meine Bewunderung ausdrücken ! 🙂

    Bleib wie du bist und mach genauso weiter!
    Alles Liebe,
    Anna

    • Antworten
      Laura
      9. September 2012 um 19:44

      Vielen Dank für die lieben Worte. Durch Leute wie dich werde ich bestärkt, dass das genau das richtige für mich ist, was ich hier mache und das ich hier auch sicher noch eine Weile weiter machen werde! DANKESCHÖN!

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